Osterprozession am Karfreitag in Ibiza Stadt

Wir haben uns in Dalt Vila eine der auf den Balearen typische Osterprozession angesehen, bei der die Ostergeschichte anhand von Heiligenstatuen nachgestellt wird.

Prozession am Karfreitag
Heiligenfiguren erzählen die Geschichte des Leidensweges bis zur Kreuzigung

Die Karwoche ist für die gläubigen Katholiken auf Ibiza das wichtigste Kirchenfest im Jahr und wird hier imposant gefeiert. Der Palmsonntag leitet die „Semana Santa“ mit Gottestdiensten und der Segnung von Ölzweigen ein. Von Gründonnerstag bis Ostersonntag finden in vielen Gemeinden schaurige Osterprozessionszüge statt. Die Innenstädte sind abgesperrt, auf den Straßen sieht man Menschen in farbigen Kutten, die sich auf den Weg machen, um an einem der Züge teilzunehmen.

Prozession in Ibiza Stadt am Gründonnerstag
Prozession in Ibiza Stadt am Gründonnerstag

Wir haben uns die allgemein als Höhepunkt beschriebene Prozession in Dalt Vila am Karfreitag angesehen. Der Zug startete um 20:00 Uhr an der Kathedrale und bewegte sich langsam bis zum Hafen. Wir ergatterten uns einen Platz in einer der engen Gassen der Altstadt direkt an der Carrer San Rafael. Zu Beginn hörten wir nur monotone, schwere Trommelschläge. Irgendwann kam der erste Teil des Zuges um die Ecke. Die mit Kutten und Spitzhüten vermummten Teilnehmer liefen langsam im wiegenden Gleichschritt. Sie trugen die erste Heiligenfigur „Die Festnahme Christi“.

Es folgten Blechbläser und Trommler, die dieses etwas unheimliche Bild mit melancholischen Melodien untermalten. Im gesamten Zug ist in mehreren Etappen der gesamte Leidensweg Christi mit unterschiedelichen Heiligenstatuen nachempfunden. Diese unglaublich schweren Statuen werden nicht etwa auf einem Wagen durch die Straßen gefahren, sondern von vielen Teilnehmern eigenhändig durch die engen Gassen manövriert. Umrahmt sind die Figuren jeweils vorne von vermummten Fackelträgern und hinten von Musikern und Büßern.

Vermummte Teilnehmer des Karfreitagszuges in Dalt Vila
Vermummte Teilnehmer des Karfreitagszuges in Dalt Vila

In jeder Etappe haben die Kutten, die mit den spitzigen Kapuzen schwer an den Ku-Klux-Klan erinnern, eine andere Farbe. Wir fragten Einheimische, Reisende und unsere Lehrer in der Sprachschule nach dem Ursprung der Spitzkapuzen, es konnte uns jedoch keiner mit Sicherheit aufklären. Vielleicht hat es etwas mit den Gewändern zu tun, die während der Inquisition von den Vollstreckern getragen wurden, vielleicht auch nicht. Gruselig sind sie allemal.

Der Laufrhythmus im Zug ist langsam und es werden viele Pausen eingelegt, zudem wird zwischen den einzelnen Heiligenbild-Etappen viel Platz gelassen. Insgesamt dauert es damit ca. 4 Stunden, bis auch der letzte Teil des Zuges am Hafen angekommen ist. Man sollte also Gedult, Stehvermögen und eine warme Jacke mitbringen, wenn man sich dieses Spektakel komplett ansehen möchte. Eine Alternative wäre eine Reservierung in einem der Restaurants, an denen die Figuren vorbeigetragen werden.

Unser Fazit: Schaurig, melancholisch, pompös und ein wenig langwierig, aber auf jeden Fall sehenswert.