Die Zeit die man nicht auf Ibiza verbringen kann, überbrückt man am besten mit Lektüre zur Insel. Ein neues Buch, das in diesem Frühling erschienen ist, heißt „Partyinsel Ibiza“. Es ist sehr unterhaltsam und liefert auch langjährigen Ibizafans wie uns noch viele interessante Einblicke und Anekdoten zur Entwicklung der Kunst- & Kulturszene und des Nightlifes auf Ibiza.
Als wir zum ersten Mal vom neuen Buch Partyinsel Ibiza von Helen Donlon hörten, waren wir auf Grund des Titels erstmal skeptisch. Partyinsel Ibiza hört sich an, wie einer der vielen Teenie- und Partyfilme die Ibiza auf Bora Bora und San Antonio beschränken. Die Beschreibung des Buchs weckte dann aber doch unser Interesse, denn „die faszinierende Geschichte der Dancekultur auf Ibiza von den idealistischen Anfängen bis zur kommerzialisierten VIP-Kultur beleuchtet in Interviews mit Sven Väth, Alfredo und Carl Cox“ klang sehr vielversprechend.
Von den Karthagern bis Franco
Nachdem die Autorin zum Einstieg einen Überblick über die jahrtausende alte Geschichte Ibizas und der Besiedelung durch verschiedenste Nationen und Völker gibt, schwenkt sie nach und nach immer mehr zu den kulturellen Auswirkungen über, die sich ab dem 20. Jahrhundert daraus ergaben. So beschreibt sie zum Beispiel das Leben und Schaffen von Philosophen wie Walter Benjamin oder dem Maler Erwin Bechtold auf Ibiza und nimmt dabei immer Bezug zu ihren dort entstandenen Werken. Nach der Zeit der beiden Weltkriege wird der Fokus dann auf die Hippiezeit mit Musikern wie Pink Floyd und Mick Jagger gelegt und darauf, wie zur gleichen Zeit durch die Francodiktatur immer mehr vetriebene Künstler vom Festland auf die Insel kamen. In diesen Jahren entstanden auf Ibiza auch einige experiementelle, durch Drogen beeinflusste Filme, die von Helen Donlon beschrieben und genannt werden und uns bis dahin noch unbekannt waren.
Von Freddy Mercury bis Abel Matutes
Zeitgleich wurde Ibiza immer mehr zum Anziehungsort für andere Prominente und so wird im Buch die Entwicklung des Pachas beschrieben und markante Ereignisse wie der Auftritt von Freddy Mercury und Monserrat Caballé im Ku genannt. Durch die vielen Hippies und Weltenbummler wurde in dieser Zeit nicht nur das Nightlife auf Ibiza direkt beeinflusst, es entstand auch eine Verbindung nach Indien, dem anderen alternativen Zentrum dieser Erde. Dadurch kam die erste psychedelische Trancemusik auf die Insel, die in den 90er Jahren bestimmend wurde, worüber die Autorin mit der DJ-Legende Lenny Ibizzare sprach. In den Folgejahren entwickelte sich daraus immer mehr die House- und Technokultur für die Ibiza heute bekannt ist. Hier wird die Anfangszeit der Clubs dokumentiert und auch viele Konstrukte und Seilschaften zwischen Betreibern, Residentos und Entscheidern beleuchtet. Türsteher, Clubbetreiber und DJs wie Carl Cox wurden für das Buch interviewt und erzählen von ihren Erlebnisse und ihrer ganz persönlichen Beziehung zur Insel und ihrer Kultur.
Zum Abschluss unserer Buchvorstellung können wir die Autorin selbst zitieren:
„Mich und viele meiner Freunde störte die große Lücke zwischen den seriösen Büchern über Ibiza, die bemüht sind, die Clubszene möglichst gar nicht zu erwähnen und dem Berg von Szene-Ratgebern, in denen die Insel als oberflächliche Riesenparty angepriesen wird. Ich hoffe mein Buch wird die Kluft dazwischen ein wenig überbrücken.“
Das ist Helen Donlon sehr gut gelungen. Uns hat das Buch Partyinsel Ibiza zusätzlich zum Lesespaß dazu animiert, die darin von ihr genannten Bücher, Filme und Musikproduktionen die auf Ibiza entstanden sind mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht berichten wir hier im Ibiza Diary ja bald mal darüber.
Facts:
Titel: Partyinsel Ibiza – Alles über die legendären Clubs und DJs
Autorin: Helen Donlon
Verlag: Hannibal Verlag
Erschienen am 27. April 2015
Preis: 19,99 bei Amazon