Der Multimedialist Andreas Simon und sein Leben auf Ibiza

Magazinmacher, Radiomoderator, DJ und Grafikdesigner. Andreas Simon ist ein Multimedialist, der mit allen seinen kreativen Ideen auf Ibiza lebt und arbeitet. Im Sommer 1982 kam Andreas zum ersten Mal hier her, hat dann einige Sommer auf der Insel verbracht und sich 1996 komplett vom Leben in Deutschland verabschiedet.  

Interview Hofer66
Fotoshooting an den Ramblas von Santa Eularia

Ibiza ist ein magischer Ort. Das sagen und fühlen seit Jahrtausenden die Menschen aus aller Welt die nach Ibiza kommen und das war auch Andreas Simon bei seiner ersten Inselbegegnung schnell klar: „Als ich zum ersten Mal am Flughafen gelandet bin habe ich sofort gemerkt, dass der Ort etwas besonderes ist und es mir auf Ibiza gefällt.“ Das war im Sommer 1982 und seither hat ihn die Insel nicht mehr losgelassen.

Die ersten Sommer auf Ibiza in den 1980er Jahren

Die Eltern seines besten Freundes hatten damals eine schöne Finca bei Ibizastadt und ihn eingeladen mitzukommen. Begeistert von den ersten Eindrücken, folgten die nächsten Urlaube direkt in den Jahren danach. 1988 ging es für Andreas Simon dann zum ersten Mal ins Nachtleben und der Besuch im Amnesia bei einem Auftritt von Adamski war der Vorbote für das was ein Jahr später kommen sollte. Bei strömendem Regen (im damals noch Open Air Club) waren nur wenige Besucher anwesend, was sich dann 1989 änderte. Das Liveset von Adamski und der Acidhouse-Sound waren für Andreas eine Offenbarung, die genau seinen musikalischen Nerv getroffen hat und mit dafür gesorgt hat, dass er seit mittlerweile 30 Jahren DJ ist und heut als DJ Hofer66 auf der ganzen Insel bekannt ist. Durch das Erlebnis im Amnesia und das Netzwerk, das er sich nach und nach aufgebaut hatte, war auch sein erster Sommerjob auf Ibiza mit der Clubkultur verbunden. Er arbeitete für eine Freundin, die für die Dekoration im Amnesia zuständig war und sie war es auch, die ihn zum Grafikstudium animiert hat. Am liebsten wäre Andreas damals direkt auf Ibiza geblieben, aber sie wollte nicht, dass er sich ohne Ausbildung auf Ibiza durchschlagen muss, wie es viele andere zu der Zeit taten.

Die Zelte in Deutschland werden abgebrochen

Als alter Punkfan und angehender Raver war es sicher nicht einfach, den Rat anzunehmen, aber die Vernunft hat gesiegt und von 1991 bis 1995 hat Andreas in Freiburg studiert und danach in Süddeutschland direkt den ersten Job in einer Medienagentur bekommen. Das Inselfieber hat ihn aber nie losgelassen und nach einer kurzen Zwischenstation in Mannheim ging es dann für immer nach Ibiza. Sein Freund, dessen Eltern ihn 1982 zum ersten Mal nach Ibiza eingeladen hatten, hat ihm 1996 angeboten eine Kneipe aufzumachen und die Ibiza-Ausgabe des PARTYSAN Magazins aufzubauen und herauszubringen. Für Andreas gab es da nichts lange zu überlegen und er hat die Chance direkt ergriffen. Mit zwei Freunden wurde eine Bar am Placa del Parque gekauft, dort gearbeitet und nebenher das Magazin gemacht. Er kommt aus einer Gastrofamilie und war dadurch voll in seinem Element. Die Zeit hat ihn sehr glücklich gemacht, war aber auch extrem anstrengend und kräftezehrend. Die Kneipe wurde deswegen geschlossen und das Magazin eingestellt. Wo die eine Tür zugeht, tut sich aber bekanntlich eine neue auf. Ein Bekannter aus Stuttgart, der eine Werbeagentur betrieben hatte, hat das Potential in der Arbeit von Andreas gesehen und ihn darin unterstützt, ein neues, eigenes Magazin zu starten. Er hat ihn mit Werbekunden versorgt und das DUB Magazin feierte 2001 seine Premiere. Nach zwei Jahren musste die Werbeagentur leider aussteigen und Andreas mit vollem Risiko und einer gekündigten Lebensversicherung alleine weiter machen. Danke an dieser Stelle an seine Oma, die bereit war, die Lebensversicherung für ihren Enkel einzubringen. Das DUB Magazin gibt es immer noch und ist ein richtiges Independent Magazin, in das nur rein kommt, was Andreas und sein Partner Phrank gut finden und sie dahinter stehen. Es werden keine Titelstorys verkauft und so lange sich das Magazin finanziell trägt, werden die beiden es auch weiter machen und haben schon Pläne für das Jubiläumsjahr 2020. Über das DUB und die Leidenschaft die drin steckt, haben wir uns in einem anderen Interview auch schon mal mit Phrank unterhalten. Außerdem ist das Mag ein super Netzwerkinstrument, über das Andreas Aufträge und Kunden für sein Grafikbusiness bekommt und Kontakte für DJ-Gigs knüpft.

Aus Andreas Simon wird der DJ Hofer66

Hofer66 IbizaNeben der Arbeit als Grafiker und Magazinmacher ist Musik die große Leidenschaft von Andreas und wer auf Ibiza mal einen Blick auf die Partyplakate geworfen hat, der hat den Namen Hofer66 auf jeden Fall schon mal gelesen. Er spielt elektronische Musik in all ihren Facetten und das ist schon auf die Kindheitstage zurückzuführen. Sein Vater war Drummer in einer Band, deswegen hat Andreas sich immer geweigert ein „richtiges“ Instrument zu lernen. Musik muss laut sein und die Rhythmik von House und Techno hat ihn schon früh begeistert. In seiner schwäbischen Heimat war zwar die Punkszene groß, durch die Amnesia-Offenbarung im Sommer 1989 hat Andreas aber schon sehr früh angefangen Platten zu kaufen und später durch das PARTYSAN Magazin auch viele Promoexemplare der neusten Scheiben bekommen. Den ersten DJ-Gig auf Ibiza hat er 1990 im KM5 bestritten und bis heute in allen Clubs der Insel aufgelegt. Sein Lieblingsplatz ist dabei das Sa Trinxa am Salinasstrand, wo von der Location bis zum Team einfach alles perfekt ist. Auf Ibiza hat ihn der Deephousesound der damaligen Zeit begeistert, der voller sexy Grooves war. Die Arbeit der Balearic DJs wie Alfredo, Jon sa Trinxa, Anbdy Wilson oder George Solar war genau das, was ihn fasziniert hat und wie er sich den Job eines DJs vorstellt. Er mag DJs, die mit Leidenschaft dabei sind und so legt er auch heute noch am liebsten lange Sets auf, in denen er den Vibe im Publikum lesen muss und das Publikum auf eine Reise mitnehmen kann. Er macht sich deswegen auch nie vorab eine Playlist, sondern gestaltet jedes Set individuell. Das beginnt dann bei 115BPM Chillsound und endet bei Housemusic und auch mal 126BPM. „Wir sind als DJs Diener des Volkes. Es ist immer ein Geben und Nehmen zwischen den Gästen und dir. Man muss den Dancefloor beobachten und innerhalb seines Stilbereichs immer die richtigen Tracks finden und auflegen. Ein guter DJ spielt nicht das was die Leute wollen, sondern genau die Sachen bei denen die Leute noch gar nicht wussten, dass sie die Nummer hören wollen. Und wenn das alles passt, kommt man in so einen Flow, dass man gar nicht mehr aufhören möchte.“ Neben den vielen Clubgigs hat Andreas auch eine eigene Radioshow mit der er immer montags bei Ibiza Global Radio zu hören ist und hier gibt es einen Mitschnitt davon:

Ibiza ist eine Herausforderung

Das Lebensgefühl auf Ibiza ist immer locker, entspannt und es scheint, als ob man einfach so in den Tag leben könnte. Wer aber langfristig auf der Insel durchhalten will, muss diszipliniert und fleißig sein: „Du musst auf Ibiza auf vielen Hochzeiten tanzen. Es ist eine Insel der Unvorhersehbarkeiten und daher muss man immer auf alles vorbereitet sein. Deswegen arbeite ich auch immer an mehreren Projekten gleichzeitig, mache das Magazin, bin als Grafiker tätig, lege als DJ auf und berate Firmen, die auf die Insel kommen.“ Auch wenn Andreas ein sehr entspannter Typ ist, der die Lockerheit Ibizas in sich aufgenommen hat, ist die schwäbische Perfektion nie ganz verschwunden. Das ist sicher mit ein Grund, warum er auch nach so vielen Jahren noch auf der Insel lebt und schon einige Menschen und Clubs kommen und gehen sehen hat. Anstatt wehmütig auf die guten alten Zeiten zurück zu schauen, gibt es auch im Jahr 2018 einiges, was Andreas sehr positiv stimmt: „Es gibt überall Internet und dadurch kann man überall arbeiten. Außerdem ist das Umweltbewusstsein gestiegen und die Ibizenkos verstehen mehr und mehr, dass die wunderbare Natur auf Ibiza keine Müllhalde ist. Die geplanten Ölbohrungen im Meer wurden nicht zuletzt durch viele Demonstrationen verhindert, da das für die Natur richtig gefährlich gewesen wäre. Ein weiterer Bereich der sich positiv entwickelt hat ist die Energiewirtschaft in der sich auch was tut. Es gibt zum Beispiel Pläne, dass in ein paar Jahren nur noch Elektroautos neu zugelassen werden dürfen. Der Tierschutz rückt auch immer mehr ins Bewusstsein und es gibt neue, strengere Gesetze und Strafen dafür. Auch das Serviceverhalten in der Gastronomie hat sich verbessert. Natürlich gehört Hektik nicht zum Lifestyle auf Ibiza, aber die Zeiten, in denen man zwei Stunden auf einen Kaffee gewartet hat sind zum Glück vorbei. Trotzdem muss noch mehr getan werden und zum Beispiel die Zahl der Touristen besser reguliert werden. Die Insel wird die ganze Zeit so optimiert, dass sie in den zwei Hochsommermonaten die Touristenmassen bewältigen kann, wir leben aber zwölf Monate hier und nicht nur zwei.“

Mit diesen positiven Vibes zum Abschluss bedanken wir uns ganz herzlich für das Interview! Es war schön, dass du dir im ruhigen Winter Zeit für uns genommen hast und wir freuen uns schon darauf, dich im Sommer wieder im Sa Trinxa auflegen zu hören.