Dieter Abholte – Chefredakteur von Ibiza Heute

Dieter Abholte in der Privatgalerie in Santa Eularia
Dieter Abholte in der Privatgalerie in Santa Eularia

Dieter Abholte empfängt uns in einer besonderen Wohnung in Santa Eularia. Direkt beim Kanonenplatz hat Doris Hardt, die einstige Inhaberin der renommierten Galeria Can Daifa in Santa Gertrudis, eine Privat-Galerie eingerichtet. Dieter Abholte ist Kunstliebhaber und unterstützt die Galeristin gerne dabei, Ihre Kunst weiterhin auf der Insel auszustellen. Hier, in Mitten beeindruckender Werke, sprechen wir mit ihm über seinen Weg nach Ibiza und sein eigenes journalistisches Werk, das er mit der Zeitschrift Ibiza Heute geschaffen hat.

Zum Einstieg in unser Gespräch, interessiert uns natürlich, wann und warum Dieter Abholte zum ersten Mal nach Ibiza kam. Im Editorial der Mai-Ausgabe von Ibiza Heute ist er darauf schon eingegangen, wir freuen uns aber darüber, die ausführliche Version von ihm persönlich zu erfahren.

„Anfang der 70er Jahre wurde ich von den großen Illustrierten losgeschickt um für meine großen Geschichten zu recherchieren. Damals war ich für die QUICK in Ruanda unterwegs und bin in das fürchterliche Massaker zwischen den verfeindeten Tutsi und Hutu geraten. Es konnte kein Schiff mehr auf dem Fluss fahren, weil so viele Leichen darin schwammen und ich war als Journalist mittendrin. Als ich wiederkam, sagte der damalige Chefredakteur der QUICK: „Du hast viele Leichen gesehen, mach mal den Kopf frei. Geh‘ doch auf die Insel, auf der ein paar nackte Hippies rumspringen.“ Wir landeten am Flughafen mit einer kleinen Propellermaschine auf Sand und Feld und mussten erst einmal 30 Minuten sitzenbleiben, bis sich der Staub gelegt hatte. Als ich da aus dem Flugzeug stieg, roch ich diesen Pinienduft. Wir kamen aus einer perfekten Welt und hier war alles völlig unperfekt. In diesem Moment habe ich mir gedacht: Hier will ich mal leben.“

Vom Urlauber zum Residenten

Bis es soweit war, dass sich Dieter Abholte tatsächlich zu den Residenten auf der Insel zählen konnte, dauerte es jedoch noch einige Zeit. Zunächst überzeugte er seine Frau davon, die gemeinsamen Urlaube auf Ibiza zu verbringen. Mehr und mehr verbrachte er auch seine Arbeitszeit auf Ibiza. Hier zog er sich für die Arbeit an großen Reportagen zurück.

„Zu dieser Zeit war Ibiza noch eine andere Welt. Das war die Zeit als die Nackten am Strand noch von der Guardia Civil gejagt wurden. Es gab auf der ganzen Insel nur drei Tankstellen, an denen der Sprit per Hand gepumpt wurde und Telefone hat auch fast niemand. Am Flughafen wartete gerade einmal ein Taxi und das hatte keine Türen. Das war schon eine witzige Zeit. Ich hatte damals ein kleines Schiffchen, aber es war eines der wenigen, die überhaupt hier am Hafen lagen und deshalb bekam ich eine VIP-Dauerkarte fürs Pacha.“

Dieter Abholte übernimmt Ibiza Heute

Dieter Abholte blieb Ibiza treu, kam immer häufiger, ohne wirklich dort zu leben, bis er im Jahr 2000 die Zeitschrift Ibiza Heute übernahm.

Ein befreundeter Anwalt machte mich darauf aufmerksam, dass die Ibiza Heute zu verkaufen sei. Das war damals noch so ein 32 Seiten starkes Schwarz-Weiß-Blättchen, das von Laien gemacht wurde. Und ich sagte zu meinem Freund: „Ich mache große Illustrierte, was soll ich denn mit so einem Amateurblatt? Er sagte: „Mach doch was daraus.“ Dieser Satz blieb bei mir hängen und reizte mich. Daraufhin habe ich mit meinen beiden Söhnen gesprochen, die beide ausgebildete Journalisten sind. Der Plan war, ein Mal pro Monat eine Woche nach Ibiza zu fliegen, die Zeitschrift zu machen, zurückzukommen und sich wieder um die großen Jobs zu kümmern. Als ich dann vor meiner ersten Ausgabe stand – sie war schon wesentlich besser, als das was es vorher gab – dachte ich mir: Entweder du machst jetzt ein richtiges Magazin daraus, oder du lässt es ganz. Zu dieser Zeit hatte ich bereits sehr viel Geld investiert, außerdem hat mich die Aufgabe gereizt und die Entscheidung war gefallen.“

Ibiza Heute wird zum Qualitätsmagazin

Ibiza Heute
Die Mai-Ausgabe 2016

Es ging also weiter mit Ibiza heute. Die Redaktion wuchs zu einer Mannschaft von ca. 15-20 Mitarbeitern an. Im Jahr 2014 erreichte Ibiza Heute ihre bisher höchste Auflage von 7800 Stück. Die Seitenzahl stieg nach und nach von 32 auf 132-176 Seiten. Dieter Abholte machte in 15 Jahren aus Ibiza Heute sowohl optisch als auch inhaltlich ein Qualitätsmagazin mit hohen journalistischen Ansprüchen.

„Wir sind kein kommerzielles Magazin. Was wir an Gewinn gemacht haben, haben wir reinvestiert. So wurde das Magazin immer größer, das Papier immer besser, die Leute immer professioneller. Wir lassen Ibiza Heute in einem sehr aufwendigen und hochwertigen Verfahren auf dem Festland auf Recyclingpapier mit ungiftigen Farben drucken. Dieser Aufwand macht sich natürlich im Preis von 6,80 € bemerkbar. Der Preis ist aber auch dadurch gerechtfertigt, dass wir kein Werbeblättchen sind. Natürlich haben wir auch Anzeigenkunden, die ab und an ihre Geschichte kriegen, aber ich bin der Meinung: Wenn jemand gut ist, kriegt er eine Geschichte, ob er Anzeigen schaltet oder nicht. Ich mache das nur, solange ich journalistisch sauber arbeiten kann. Damit verfolgen wir einen ethischen und moralischen Anspruch, der heutzutage oftmals leider nicht mehr viel zählt.“

Diesen Anspruch schätzen die Leser und somit hat Ibiza Heute eine treue Leserschaft. An den Kiosks auf Ibiza wird sie von den deutschsprachigen Lesern zum Monatsanfang bereits sehnlichst erwartet. Für alle Ibiza-Liebhaber in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist das Magazin darüber hinaus im Abo erhältlich. Ein Heft wird im Scnitt von ca. drei Leuten gelesen, damit erreicht Ibiza Heute jeden Monat zwischen 15.000 und 20.000 Leser.

Wohl und Weh als Herausgeber auf Ibiza

Neben dem herausragenden Erfolg von Ibiza Heute gibt es für Dieter Abholte in der täglichen Arbeit auch einige Hürden, die es zu bewältigen gilt.

„Als Journalist hat man hier das Problem, dass z.B. die Veranstalter sehr unzuverlässig sind. Wenn wir eine Eventankündigung machen wollen, ist zwei Wochen vorher manchmal noch nicht einmal der Ablauf klar. Zudem gibt es oft kein Verständnis dafür, dass ich als Journalist auch die Pflicht habe, kritisch zu sein. Als ich zum Beispiel einen sehr kritischen Kommentar zum umstrittenen Bau der Schnellstraße schrieb, brachen mir auf einmal viele Anzeigenkunden weg. Aber durch so etwas lasse ich mich nicht beirren.
Der Vorteil auf einer kleinen Insel wie Ibiza ist, dass man viel näher am Geschehen ist. Wir bekommen ohne Probleme einen Termin mit dem Inselratspräsidenten. So etwas wäre in Detschland undenkbar.“

Vermittler hinter den Kulissen

Die Nähe zur Inselregierung bietet den Machern von Ibiza Heute Informationen aus erster Hand. Doch dem Magazin kommt nicht nur die Rolle des kritischen Beobachters zu. Hin und wieder kommt es sogar vor, dass durch die Initiative aus der Redaktion positive Anstöße geleistet werden.

„Vor Kurzem hatten wir den Fall, dass eine Entsalzungsanlage gebaut wurde, die nicht zum Einsatz kam. Die verantwortlichen Parteien Ibiza, Plama und Madrid kamen bezüglich des kostenintensiven Anschlusses ans Netz auf keinen gemeinsamen Nenner. So zog sich die Inbetriebnahme weiter hin. Wir schrieben an den Bürgermeister, den Inselratspräsidenten, den Präsidenten in Palma und die Zentrale in Madrid. Allen stellten wir dieselben Fragen. Wir wollten wissen, warum die verantwortlichen Parteien die Insel vertrocknen ließen. Alle antworteten, außer Madrid. Doch plötzlich wurde eine Konferenz in Madrid einberufen, nach der auf einmal alles erledigt war: Madrid hatte unterschrieben und die Entsalzungsanlage konnte ans Netz gehen, was vorher jahrelang nicht passiert ist. Haben wir das ausgelöst? Ich denke ja. Das sind die Erfolgserlebnisse, die einen glücklich machen.“

Herausgeber und Chefredakteur mit Herzblut

Auch wenn die Redaktion inzwischen sehr groß geworden ist, herrscht dort weiterhin ein familiäres Klima. Dieter Abholtes Tür ist immer offen und er lässt es sich nicht nehmen einen großen Teil der Artikel selbst zu redigieren und die finale Abnahme zu machen. Seit über 15 Jahren ist er der Kopf hinter Ibiza Heute und mit Herzblut dabei. Wir ziehen den Hut vor diesem außerordentlichen Engagement, Mut und Qualitätsanspruch. Wir bedanken uns für die Einblicke und freuen uns jetzt schon auf die nächste Ausgabe der Ibiza Heute.